WMF: Leben Blogger gefährlich?
Ein kurioses Thema hat der heutige Webmasterfriday: Leben Blogger gefährlich?
Interessante und weniger konkrete Frage, die man mit einem einfachen “Ja!” beantworten könnte. Schließlich gibt es genug Länder, in denen Blogger bedroht, in Gefängnisse gesperrt oder sogar fürs Bloggen hingerichtet werden. Also von daher ein eindeutiges “Ja!".
Allerdings dürfte sich die Frage auf deutsche Blogger begrenzen, wird dann sogleich auch auf Abmahnungen wegen urheberrechtlich geschützter Bilder oder Selbstzensur präzisiert. Deutsche Blogger (konkreter: Blogger in Deutschland) haben in den meisten Fällen ein Impressum auf der Website. Da reicht ja schon vielfach ein Werbelink zu Amazon, um die Abmahnanwälte auf den Plan zu rufen. Und trotz der Deckelung der Abmahngebühr scheint jede Abmahnung immer ein Individualfall zu sein, der dann natürlich wesentlich höhere Gebühren als die Abmahnpauschale (ich glaub, die liegt um 100 Euro) rechtfertigt.
Also Abmahnung ist immer eine Gefahr. Auch wegen Bildern. Es reicht dafür ja schon ein Bild des Eiffelturms bei Nacht - das wird als Lichtkunstwerk deklariert und ebenfalls abgemahnt. Beschrieben habe ich das in einem Artikel über die Panoramafreiheit. Und natürlich gibt es auch diverse Bilderportale, deren Bilder man (teilweise sogar kommerziell) kostenfrei nutzen kann gegen Angabe des Fotografennamens. Doch einige Fotografen nutzen das dergestalt aus, dass sie ihre Lizenzen im Nachhinein ändern oder widerrufen. Und dann wird abgemahnt.
In Erinnerung sind mir ein Fotolia-Fall, in dem der Urheberrechtshinweis zwar gemäß den AGB des Portals auf der Website nicht direkt beim Bild, sondern auf ein separaten Seite angegeben war, dieses dem Fotografen nicht Recht war. Und er abmahnen ließ. Die Kosten wurden von Fotolia erstattet, die daraufhin wohl ihre AGB änderten (und den Fotografen verbannten, ich glaube es ging um den Fotografen Benjamin Thorn). Das war einfach dreist.
Ein weiterer Fall spielte sich dann auf Pixelio ab, der sogar in Köln vor Gericht landete. Das Gericht hat dann ein sehr seltsames Urteil gefällt - demnach müssen Urheberrechtshinweise ins Bild eingearbeitet werden. Der Clou war dann, dass das Gericht seine eigene Homepage ändern mußte, da auch dort natürlich bei den verwendeten Bildern die Urheberrechtshinweise nicht mit dem Bild gekoppelt waren … Wie kann man nur so ein realitätsfernes Urteil fällen?
Das Urteil wurde dann Gott sei Dank aufgehoben - allerdings nur, weil der klagende Fotograf seinen Antrag zurückzog. Die Begründung des Gerichts war:
Das Gericht meinte, der Fotograf hätte es wissen müssen, dass Bilder, die er online stellt, auch einzeln im Browser abgerufen werden können.
Schön - nur der Beklagte hat dann erst einmal den Aufwand und zahlt eine Menge an Geld für diesen ganzen Hick-Hack. Und das sehe ich schon als Gefahr für Blogger - denn eine Rechtschutzversicherung dürfte sich sicher versuchen herauszureden mit “kommerzieller Nutzen, den ein Blog hat, …, nicht versichert, usw.". Und dann stehst du da und machst erst einmal “dicke Backen". Der Heiko könnte dazu sicher eine Menge erzählen.
Ach übrigens: der klagende Fotograf war - na? - Benjamin Thorn! ich vermute, da wollte wohl jemand eine Gelddruckmaschine erfinden. Hinweise zu solchen Bildarchiven finden sich auch in dem entsprechenden Webmasterfriday-Artikel von vor einigen Wochen.
Okay, aber das sind natürlich nicht die einzigen Gefahren, denen Blogger unterliegen. So genießen Blogger leider nicht den Schutz, den Journalisten haben. Sie haben also keine Berufshaftpflichtversicherung, die sie bei Gerichtsstreitigkeiten entlastet. Sie haben natürlich kein Anrecht auf einen Presseausweis, der einiges einfacher machen könnte. Ebenso wenig genießen sie Schutz bei Durchsuchungen oder können nicht wie Journalisten einen Informantenschutz zu gleichen Bedingungen garantieren. Das ist schade, da vielfach Skandale erst durch Blogger aufgedeckt wurden oder die Berichte darüber in den Medien angestoßen wurden.
Weiterhin gibt es natürlich noch die Gefahren, die sich einfach durch die Angabe einer postalischen Anschrift mit Telefonnummer und Email-Adresse ergeben. Stalker, Spammer und sonstige Menschen, die einem das Leben etwas schwerer machen wollen. Auch das ist manches Mal mehr als nur ein Ärgernis.
Dennoch dürften die meisten Blogger auch weiterhin ungeachtet dieser Gefahren bloggen Das ist doch löblich. Mir persönlich macht es Spaß - und ich werde mich diesbezüglich keiner Selbstzensur unterwerfen. Das, was ich im realen Leben öffentlich äußern würde, äußere ich auch hier öffentlich. Dinge, die ich nicht öffentlich äußern würde, liegen hier mittels Passwort verborgen.

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